Die Zahl der Lehrlinge im Handwerk in der Region Stuttgart steigt weiter. Zum Jahresende lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 2,7 Prozent höher als 2016. Für 4.412 Schulabgänger (4.295 im Vorjahr) ist eine berufliche Ausbildung der ideale Start auf der persönlichen Karriereleiter. Die zahlenmäßig stärksten Ausbildungsberufe sind der Kraftfahrzeugmechatroniker, das Friseur-Handwerk und der Elektroniker. Aktuell werden im Handwerk in der Region 10.972 junge Menschen ausgebildet.

„Es hat sich herumgesprochen, dass die Ausbildung im Handwerk qualitativ hochwertig und dank einer anhaltend guten Konjunktur sehr zukunftsorientiert ist“, kommentiert Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, die erfreuliche Situation. Viele Betriebe hätten erkannt, dass die Ausbildung der beste Weg ist, um dem Fachkräftemangel vorzubeugen: „Wer junge Menschen ausbildet, hat es selbst in der Hand, ihre Entwicklung positiv zu beeinflussen, so dass ein Azubi am Ende der Lehre die passende Fachkraft fürs Unternehmen ist“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Im Rahmen der Personalentwicklung des Unternehmens sei es für junge Handwerker nach der Gesellenprüfung ein logischer Schritt, sich weiter zu qualifizieren und sogar Führungsfunktionen zu übernehmen.

Das Handwerk, so Hoefling, eröffne jungen Menschen mit allen Schulabschlüssen eine für sie passende Chance. So stieg sowohl die Zahl der Schulabgänger mit Hauptschulabschluss als auch mit Abitur oder Fachhochschulreife um jeweils knapp 3 Prozent. Entscheidend für viele Betriebe ist und bleibt nach wie vor das Interesse und die Leistungsbereitschaft der Ausbildungsplatzbewerber. Bemerkenswert sei zudem der traditionell hohe und zuletzt weiter auf fast 19 Prozent gestiegene Ausländeranteil im Handwerk. Für Hoefling ein deutliches Zeichen: „Dies unterstreicht, dass das Handwerk einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag zur Integration leistet, sei es für Jugendliche mit ausländischen Wurzeln oder für Geflüchtete.“ Beleg dafür seien auch die insgesamt über 250 Ausbildungsverträge, die das Handwerk der Region momentan mit geflüchteten Menschen unterhält.

Von ganz besonderer Bedeutung für die Wahrnehmbarkeit des Handwerks bei jungen Menschen ist für Kammerchef Hoefling die fundierte Berufsorientierung an den Schulen. Sie helfe den Schülern den Übergang in die Berufswelt erfolgreich zu bewältigen. Die Einführung des neuen Fachs Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung sowie der Leitperspektive Berufliche Orientierung sei ein erstes, wichtiges Etappenziel. Weitere Anstrengungen seien notwendig, um Jugendlichen die Attraktivität eines Berufsstarts mit einer Ausbildung aufzuzeigen. So haben sich auch die Projekte MeisterPOWER, eine auf den Unterricht angepasste Lernsoftware der baden-württembergischen Handwerkskammern, sowie ProBerufGYM, einer Berufsorientierungsmaßnahme speziell für Gymnasiasten, bestens bewährt.

Neben den Lehrern, die in der Schule die Bedeutung einer betrieblichen Ausbildung vermitteln, sind Eltern die wichtigsten Ansprechpartner im Berufswahlprozess ihrer Kinder. „An alle Mütter und Väter appellieren wir deshalb nachdrücklich, das Thema Berufswahl und Ausbildung möglichst früh anzusprechen und ihre Kinder zu ermutigen, die Angebote von Schnupperlehren und Praktika, Beratung und Ausbildungsmessen wahrzunehmen“, rät Hoefling. Auch die Möglichkeiten der Berufsorientierung im Internet seinen zwischenzeitlich hervorragend. „Über die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer, die Berufsorientierungsplattform azubiTV.de oder das Lehrstellenradar gibt es ausreichend jugendgerechte Informationsformate“, betont der Hauptgeschäftsführer.

Der erfreuliche Zuwachs an Ausbildungsverträgen hänge laut Handwerkskammer auch mit gezielter Werbung für die duale Ausbildung zusammen. Hoefling: „Zurückzuführen ist dieser Erfolg zum einen auf die wachsenden Anstrengungen der Betriebe, sich Schülerinnen und Schülern als interessanter Ausbildungspartner zu präsentieren. Zum anderen tragen die flankierenden Unterstützungsmaßnahmen der Kammer in der Berufsorientierung, wie die Imagekampagne, Azubi-Messen, Schultour, Bildungspartnerschaften oder die Ausbildungsbotschafter, ihre Früchte“.

Wichtig, so Hoefling, sei auch der Hinweis, dass weiterführende Schulen oder ein Studium nicht immer die Königswege sind. Sowohl im Hinblick auf die Karriere als auch auf Verdienstmöglichkeiten sei eine duale Ausbildung häufig eine gleichwertige Alternative zum Studium. Trotzt der positiven Werte blieben nach wie vor zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Viele Betriebe klagen darüber, dass sie gar keine Bewerbung erhalten haben, teilweise seien die geeigneten Bewerber Mangelware. „Wir brauchen im Handwerk motivierte und ausbildungsfähige junge Menschen“, ist Hoefling überzeugt. Die Digitalisierung habe längst Einzug gehalten, damit steigen aber auch die Anforderungen der Ausbildung. Jugendliche mit Mittlerer Reife und Abitur seien deshalb sehr gefragt.

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