Stammbaumanalysen der DNA-Sequenzen von Elefanten sorgen jetzt für eine handfeste Überraschung: Der nächste lebende Verwandte des Europäischen Waldelefanten ist nicht der Asiatische Elefant, sondern der Afrikanische Waldelefant, die kleinste der noch lebenden Elefantenarten. Die Evolution der Elefanten ist also deutlich anders verlaufen, als bisher angenommen wurde. Unter Verwendung modernster Analysemethoden ist es einem internationalen Forscherteam um Prof. Dr. Michael Hofreiter von der Universität Potsdam und Dr. Matthias Meyer vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig gelungen, aus insgesamt vier Fossilien des Europäischen Waldelefanten DNA-Sequenzen zu gewinnen. An der Studie, die jetzt in der Online-Zeitschrift eLife veröffentlicht wurde, beteiligten sich 21 Wissenschaftler aus Europa und den USA.

Elefanten sind die größten lebenden Landtiere. Neben den drei heute existierenden Arten, dem Asiatischen Elefanten, dem Afrikanischen Savannen- und dem Afrikanischen Waldelefanten, sind auch etliche ausgestorbener Arten bekannt. Dazu zählen das Mammut und die Zwergelefanten der Mittelmeerinseln. Unter diesen ausgestorbenen Arten ist auch eine der größten Elefantenarten überhaupt, der vor ca. 100.000 Jahren ausgestorbene europäische Waldelefant, Palaeoloxodon antiquus, der mit bis zu vier Metern Schulterhöhe sogar den Afrikanischen Savannenelefanten überragt hätte. Der Europäische Waldelefant wurde bisher als naher Verwandter des Asiatischen Elefanten eingestuft und manchmal als Elephas antiquus sogar in die gleiche Gattung gestellt. Diese Einordnung beruhte allein auf der Analyse der Form seiner Knochen. Aufgrund des Alters der Fossilien dieser Art von mindestens 100.000 Jahren war es bisher nicht möglich, DNA-Sequenzen des Europäischen Waldelefanten zu analysieren.

Die älteste der Proben, die bei der aktuellen Studie verwendet wurden, ist ca. 240.000 Jahre alt und stammt aus der Fundstelle Weimar-Ehringsdorf, in der auch Überreste des Neandertalers gefunden wurden. Die übrigen drei Funde sind ca. 120.000 Jahre alt und stammen aus der Sammlung des Landesmuseums Halle zur Fundstelle Neumark Nord, der vielleicht bedeutendsten europäischen Fundstelle für Fossilien aus der letzten Zwischeneiszeit. Aus vier Proben konnten die Wissenschaftler das mit ca. 17.000 Bausteinen relativ kleine Genom aus den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle, isolieren. Die gewonnen Daten gehören zu den ältesten DNA-Sequenzen überhaupt, die bisher analysiert werden konnten.

Die Ergebnisse der neuen Studie haben zur Folge, dass nun vermutlich der gesamte Elefantenstammbaum umgeschrieben werden muss. Zudem zeigen sie, dass die Linie der Afrikanischen Elefanten, die Gattung Loxodonta, nicht auf Afrika beschränkt war wie bisher angenommen, sondern ebenso wie Mammuts und Asiatische Elefanten auch in Eurasien vorgekommen ist.

Die neuen Ergebnisse sind hier erschienen:

Meyer, E. Palkopoulou, S. Baleka, M. Stiller, K. E. H. Penkman, K. W. Alt, Y. Ishida, D. Mania, S. Mallick, T. Meijer, H. Meller, S. Nagel, B. Nickel, S. Ostritz, N. Rohland, K. Schauer, T. Schüler, A. L. Roca, D. Reich, B. Shapiro, M. Hofreiter, Palaeogenomes of Eurasian straight-tusked elephants challenge the current view of elephant evolution. eLife 2017;6:e25413. DOI: 10.7554/eLife.25413.

http://dx.doi.org/10.7554/eLife.25413

 

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