Sepang International Circuit, Malaysia. Das German Endurance Racing Team 56 (G.E.R.T. 56) ist mit Lucy Glöckner, Stefan Kerschbaumer und Pepijn Bijsterbosch beim ersten Malaysia-Ausflug der FIM Endurance World Championship auf dem Sepang International Circuit auf das Podest gefahren. Bei schwierigsten Witterungsbedingungen und einem weiteren Chaosrennen landete die Mannschaft aus dem sächsischen Pirna auf dem zweiten Platz der Stocksport-Klasse und sammelte damit weiter kräftig WM-Punkte. Bereits im Qualifying hatte man mit Klassenrang drei weitere Zähler mitnehmen können.

Die Saison 2019/2020 in der FIM Endurance World Championship ist auch beim zweiten Lauf schwer vom Wetter gebeutelt worden. Nachdem der Auftakt bei den 24 Stunden vom Bol d’Or im September aufgrund von Schlechtwetter für über zwölf Stunden unterbrochen werden musste, konnte beim Malaysia-Debüt der FIM EWC auch nur rund 2,5 Stunden von den geplanten acht unter Rennbedingungen gefahren werden.

GERT56 hatte sich auf Gesamt-Startplatz 19 als dritter der Superstock-Kategorie für das Rennen auf dem Sepang International Circuit qualifiziert und damit bereits die ersten drei WM-Punkte geerntet. Die Strategie für das Rennen war klar: Bei trockenen Bedingungen würde der Niederländer Pepijn Bijsterbosch den Start fahren, bei nasser Witterung die Deutsche Racerin Lucy Glöckner. Bijsterbosch hatte im Trockenen die Team-Bestzeit errungen.

In der Nacht zum Rennsamstag hatte es geregnet und das Warmup begann bei auftrocknender Strecke, doch 15 Minuten vor Schluss setzte erneut Regen ein, der sich dann nahezu über den gesamten Tag ziehen sollte. Nachdem es am Mittwoch beim Test bereits am Nachmittag geregnet hatte und anschließend noch das Freie Training und das Nachttraining gefahren worden waren wusste die Crew um Crewchief Holger Homfeldt und Technik-Chef Ronny Schlieder, wie schlecht die Strecke auftrocknete, daher wurde am Samstagvormittag Glöckner als Startfahrerin nominiert. Da wusste die Krumhermersdorferin noch nicht, welch nervenaufreibende Tortur auf sie zu kommen würde.

Der Start war für 13:00 Uhr geplant, die Startaufstellung für 12:30 Uhr Kuala-Lumpur-Ortszeit. Dann aber gab die Rennleitung gegen 11:45 Uhr bekannt, dass die Startaufstellung bereits auf 12 Uhr vorgezogen werden würde. Damit sollten die Bikes und Piloten fast eine Stunde im strömenden Regen auf Start-Ziel verbringen.

Lediglich die Warmup-Lap wurde dann ohne Safety-Car freigegeben. Der eigentliche Start erfolgte schließlich um 13 Uhr nicht, die Motorräder wurden ins Parc Fermé zurück gebracht und die Teammanager zum Briefing gerufen. Das Rennen wurde zu diesem Zeitpunkt als gestartet gewertet – und dann wieder doch nicht.

Um 15 Uhr ging es dann erneut in die Startaufstellung und das Rennen wurde – trotz anhaltenden, monsunartigen Regens – hinter dem Safety-Car gestartet. Der Regen wurde noch stärker und so wurde nach neun Runden hinter dem Neutralisierungsfahrzeug erneut abgebrochen, die Maschinen mussten ins Parc Fermé.

Um 19 Uhr dann, nach weiteren vier Stunden des Wartens, wurden die Bikes aus dem Parc Fermé entlassen und GERT56 bekam 10 Minuten Zeit, das Motorrad wieder auf den Einsatz vorzubereiten. Erneut ging Glöckner in den Regen von Sepang auf die Piste, gestartet wurde hinter dem Safety-Car.

Nach einem ersten Stint mit 40 Runden kam Glöckner an die Box, wo der Österreicher Stefan Kerschbaumer bereit stand, zu übernehmen. Allerdings war der Plan, die Race-Lady erneut raus zu schicken und nur im „Notfall“ zu tauschen. Glöckner ging dann auch wieder raus, denn sie kannte die Bedingungen – es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen – am besten. Nach 68 Runden kam sie schließlich erneut an die Box und übergab für die letzten 20 Minuten an Kerschbaumer, der dem Team den 14. Gesamtrang im Rennen – und das Podest auf Platz zwei der Superstock-Klasse ins Ziel brachte.

In der Gesamtwertung des FIM Endurance World Cup hat sich GERT56 auf den dritten Gesamtrang verbessert. Die Mannschaft hat nun 61 Punkte auf dem Konto, nur zwei Zähler hinter BMRT 3D auf Platz zwei und 37 Zähler hinter Moto Ain auf Gesamtrang eins.
Das nächste Rennen zur FIM Endurance Weltmeisterschafts-Saison 2019/2020 findet am 18./19. April 2020 mit den 24 heures Moto, den 24 Stunden von Le Mans, in Frankreich statt.
GERT56 wünscht allen Partnern, Sponsoren, Fans und Freunden eine frohe Weihnacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2020!

Lucy Glöckner:

„Was für ein komisches Rennen! So richtig wusste keiner, was Sache und Phase ist und wie lange nun gefahren wird und was überhaupt der Stand der Dinge ist. Als ich das erste Mal dann zum Boxenstopp rein bin und das Team mich gefragt hat, ob ich draußen bleibe, habe ich natürlich ja gesagt. Beim zweiten Boxenstopp hatte ich dann völlig den Überblick verloren, ich wusste nicht, wo wir liegen und wie wir da stehen, oder wie viel Zeit noch ist. Hätte ich gewusst, dass es nur noch 20 Minuten sind, wäre ich auch noch weiter gefahren. Es war ein mega-Erlebnis hier in Sepang, die Strecke ist echt traumhaft, schade, dass es so ins Wasser gefallen ist. Wir haben all unsere Erwartungen erfüllt und übertroffen, im Qualifying gepunktet und ein Podest geholt. Ich bin überglücklich!“

Stefan Kerschbaumer:

„Das zweite Saisonrennen in Folge haben wir mehr mit dem Wetter und Abbrüchen zu kämpfen gehabt, als mit dem Rennen selbst. Es war ein Tanz auf rohen Eiern da draußen, aber wir haben keine Fehler gemacht – nicht auf der Strecke und nicht in der Box. Es war wieder eine erstklassige Teamleistung und wir haben bei vielen anderen Mannschaften gesehen, wie leicht es war, Fehler zu machen. Wir haben hier in Sepang ordentlich gepunktet und jetzt den dritten WM-Rang übernommen. Jetzt aber freuen wir uns auf Zuhause und auf Weihnachten!“

Pepijn Bijsterbosch:

„Was eine Woche in Sepang! Wir hatten alles dabei: Gewitter, unglaubliche Hitze, Monsun-Artiger Regen. Das Rennen selbst war wieder eines, was man sich nicht ausdenken kann. Das Team hat aber perfekt reagiert und jede Entscheidung wurde von allen getragen. In nur zweieinhalb Stunden Rennzeit war es klar, dass wir nicht alle zum Fahren kommen würden, aber wichtig war das Team-Resultat. Hoffen wir, dass es in Le Mans dann endlich wieder ein normales Rennen gibt!“

Karsten Wolf:

„Sepang war das wohl größte Abenteuer in der Geschichte von GERT56 und wir haben dieses Abenteuer in allen Bereichen mit Bravour gemeistert. Der Teamauftritt und die Logistik wurden professionell gemeistert und wir haben uns von unserer besten Seite gezeigt. Über die Leistungen auf der Strecke brauchen wir nicht diskutieren, das war perfekt, was alle drei gezeigt haben. Zunächst hatten wir noch etwas bedenken, nachdem die ersten Trainings nicht ganz zu unserer Zufriedenheit gelaufen waren, denn Lucy, Kersch und Pepi mussten die Piste erst lernen und Sepang ist doch etwas schwieriger zu fahren. Aber als es dann drauf ankam – im Qualifying, wie im Rennen – haben alle abgeliefert. Mir war wichtig, dass wir bereits Zusatzpunkte im Qualifying sammeln, da wir letztes Jahr gesehen haben, dass jeder Punkt entscheiden kann. Dieses Ziel haben wir erreicht. Das Rennen haben wir strategisch auf richtig gute Beine stellen können und jedes einzelne Teammitglied hat perfekt funktioniert. Podest und auf WM-Rang drei verbessert, diesen Schwung nehmen wir jetzt mit in die Winter-Pause. Wir freuen uns jetzt alle auf Zuhause und wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und dann im kommenden Jahr wieder volle Attacke in Le Mans!“

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