Der Impfstoff BNT162b2, entwickelt vom deutschen Unternehmen BioNTech und dem US-Pharmakonzern Pfizer kommt in Deutschland als erster zum Einsatz. Die Produktionsstätten liegen in Mainz und Idar-Oberstein. Laut BioNTech-Geschäftsvorstand Sean Marett wird hier das Botenmolekül mRNA hergestellt. Anschließend werde die Lösung gereinigt, konzentriert und nach Belgien gebracht. Am Rand der Kleinstadt Puurs zwischen Brüssel und Antwerpen hat Pfizer bereits seit 1963 ein Werk. Laut Marett wird hier der Ausgangsstoff weiterverarbeitet, abgefüllt und etikettiert. Nach Deutschland geht es per Lkw.

Marett kündigte an, dass der Transport in ein zentrales Aufnahmelager sofort nach der Zulassung beginnen solle. Dafür sei BioNTech zuständig. Wo sich die zentrale Anlieferstelle in Deutschland befindet und wie genau der Transport organisiert und überwacht wird, bleibt geheim. Detailangaben zur Logistik könnten nicht gemacht werden, teilt das Bundesgesundheitsministerium mit. „Hier sind auch Sicherheitsaspekte von Relevanz.“

Vom zentralen Depot reisen die Impfstoffe dann weiter in die Verteilzentren der Länder. Laut Bundesgesundheitsministerium sind bundesweit insgesamt 27 Anlieferungszentren geplant. Einmal dort angekommen, geht die Verantwortung auf die Länder über. Sie sind für eine sichere Lagerung und Verteilung in die einzelnen Impfzentren zuständig – und haben auch das benötigte Impfzubehör wie Spritzen, Kanülen, Pflaster und Desinfektionsmittel zu beschaffen.

Schnelle Impfung für vergleichsweise wenige Menschen

Allerdings wird es vermutlich noch eine Weile dauern, bis die ersten Menschen in Impfzentren behandelt werden. Zunächst machen sich mobile Teams auf den Weg in Pflegeheime. Zumindest in den ersten Wochen und Monaten werden die Impfstoffe knapp sein. So knapp, dass nicht einmal die Gruppe der am stärksten gefährdeten Patienten alle mit einer schnellen Impfung rechnen können. Allein die Hochrisikogruppe zählt in Deutschland rund 8,6 Millionen Menschen.

Das Bundesgesundheitsministerium rechnet im Januar mit einer Lieferung von drei bis vier Millionen Dosen. Bis Ende März könnten es demnach elf bis 13 Millionen Dosen ein. BioNTech hat bereits angekündigt, die Herstellung 2021 auch in einem Werk in Marburg aufzunehmen, das von dem Schweizer Pharmahersteller Novartis übernommen wurde. Zumindest für Deutschland machen die anfängliche Knappheit und der kurze Transportweg aus Belgien allerdings den Transport und die Lagerung des Impfstoffs zum Start etwas weniger aufwendig als ursprünglich gedacht. Da das neuartige mRNA-Präparat von BioNTech und Pfizer extrem temperaturempfindlich ist, muss es bei mindestens minus 70 Grad Celsius gelagert und transportiert werden.

Allerdings sind die Minusgrade nur notwendig, wenn es bis zu sechs Monate lang aufbewahrt werden soll. „Nach der Entnahme ist der Impfstoff noch fünf Tage bei zwei bis acht Grad Celsius in normalen Kühlschränken haltbar, muss also in dieser Zeit verimpft werden“, erklärt Tobias Borst, stellvertretender Leiter des Uni-Klinikums Erlangen. BioNTech bestätigte die Angaben.

Im Augenblick sieht es eher so aus, als würden die Dosen den Lieferanten aus den Händen gerissen. Der Impfstoff des US-Konzerns Moderna, der als Nächstes die Zulassung in Europa bekommen könnte, bleibt nach Angaben des Unternehmens grundsätzlich bei normalen Kühlschranktemperaturen stabil.

Erst wenn größere Mengen unterwegs sind und BNT162b2 dann auch in ferne Länder geliefert werden soll, sind die Logistiker extrem gefordert. Zu den Impfstoffdosen kommen nämlich außerdem riesige Mengen an Spritzen, Kanülen, Desinfektionsmitteln und Schutzausrüstung hinzu, die nicht unbedingt in Deutschland vorrätig sind. Und in Flugzeugen gilt Trockeneis als Gefahrengut. Es handelt sich um gefrorenes Kohlendioxid, das sich im Schmelzprozess in hochgiftiges Gas verwandelt.

Die Verteilung in die Impfzentren wird in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt, Pharmalogistiker kooperieren dabei mit Hilfsorganisation wie dem Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk.

Nordrhein-Westfalen hat die Spedition Kühne + Nagel mit der Koordinierung und Ausführung der Transporte inklusive der Beschaffung von Kühlboxen, Transportern und Trockeneis beauftragt. Die Organisation durch einen im Transport von Arzneimitteln erfahrenen Generalunternehmer, solle einen reibungslosen Ablauf gewährleisten. Baden-Württemberg kooperiert mit DHL, ebenso Niedersachsen. Man habe mit dem Unternehmen einen Vertrag unterzeichnet, „um die gesamte Impfstofflogistik auf ein verlässliches und professionelles Fundament zu stellen“, erklärt eine Sprecherin. DHL werde sowohl das Impfzubehör als auch die Impfstoffe einlagern und dafür Sorge tragen, dass die Impfzentren, aber auch Krankenhäuser kontinuierlich beliefert würden. Bremen als kleinstes Bundesland hat zwei Impfzentren und einen zentralen Lagerort eingerichtet. Dort übernimmt der Senat für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz die Koordination selbst.

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