Die deutsche Wirtschaft wächst schleppend – und das auch in den kommenden Jahren. Laut Einschätzung der vom ZEW Mannheim befragten Finanzmarktexperten/-innen werden niedrigere, aber stabile jährliche Wachstumsraten zwischen 2,0 und 2,5 Prozent für 2022 bis 2024 erwartet. Gründe für dieses gehemmte Wachstum sind Energiepreise, Rohstoffknappheit und Unterbrechungen in den Lieferketten, aber auch die neue geopolitische Lage, hervorgerufen durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine. So revidieren die Experten/-innen ihre BIP-Prognosen für 2022, 2023 und darüber hinaus mehrheitlich nach unten. Einzelne Wirtschaftszweige sind dabei in Deutschland mit Blick auf die kommenden 5 Jahre unterschiedlich schwer von der geopolitischen Situation betroffen: Fahrzeugbau, Chemie/Pharma, Stahl/Nichteisen-Metalle und Maschinenbau dürfte es laut Experten/-innen am härtesten treffen.
 Was die deutsche Wirtschaft betrifft, so erwarten die Finanzmarktexperten/-innen ein Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent für 2022. „Die Finanzmarktexpertinnen und Finanzmarktexperten gehen davon aus, dass das starke Wirtschaftswachstum aus 2021 bereits 2022 abflauen wird. Auch eine Rezession wird nicht mehr völlig ausgeschlossen“, sagt ZEW-Präsident Prof.  Achim Wambach, PhD. Für 2023 wird eine mittlere Wachstumsrate von 2,5 Prozent, für 2024 eine niedrigere Wachstumsrate von 2,0 Prozent prognostiziert. Ein bedeutender Negativfaktor auf das Wachstum sind Unterbrechungen in den Lieferketten: 58 bzw. 30 Prozent der Befragten gehen von einem negativen bzw. sehr negativen Einfluss aus. Dazu kommen steigende Energiepreise sowie Rohstoffknappheit in Deutschland, die sich nachteilig auf das reale BIP auswirken. Rund 35 bzw. 59 Prozent der Befragten geben an, dass Energiepreise einen negativen bzw. sehr negativen Einfluss haben. 45 bzw. 46 Prozent der Befragten erwarten, dass sich die Rohstoffknappheit negativ bzw. sehr negativ auswirkt. Andere Faktoren wie aktuelle Konjunkturdaten in Deutschland, Exportmärkte sowie internationale Handelskonflikte wirken sich auf die Prognosen der Umfrageteilnehmer/innen in geringerem Maße negativ aus.

Auch mit Blick auf die neue geopolitische Situation durch den Krieg in der Ukraine hat eine deutliche Mehrheit der Befragten ihre BIP-Prognosen für die Jahre 2022 und 2023 erheblich nach unten korrigiert. So geben 40 Prozent der Experten/-innen an, dass sie ihre Prognosen für 2022 leicht reduziert haben, knapp 58 Prozent sogar sehr stark. Für das Jahr 2023 dreht sich das Bild: Während nur noch knapp zehn Prozent ihre Prognosen stark reduziert haben, erwarten rund 69 Prozent der Experten/-innen für 2023 noch leicht negative Auswirkungen. „Auch für die Jahre nach 2023 sehen die Finanzmarktexpertinnen und Finanzmarktexperten negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland aufgrund der neuen geopolitischen Lage“, so Achim Wambach. Für 2024 erwarten noch rund 45 Prozent der Befragten einen negativen Effekt, auf Sicht von 5 Jahren sind es rund 44 Prozent. In beiden Fällen überwiegen die Anteile, die leicht negative Auswirkungen erwarten, deutlich. Dagegen erwartet knapp die Hälfte der Befragten keine negativen Auswirkungen mehr für 2024 bzw. auf Sicht von 5 Jahren.
 Zudem wirkt sich die geopolitische Situation auch auf die Ertragslage deutscher Unternehmen auf Sicht von 5 Jahren aus, allerdings je nach Branche mehr oder weniger gravierend. Laut Einschätzung der Mehrheit der Befragten sind insbesondere Unternehmen aus dem Fahrzeugbau, Chemie/Pharma, Stahl/NE-Metalle und Maschinenbau negativ betroffen. Dabei schneidet der Fahrzeugbau insgesamt am schlechtesten ab (rund 74 Prozent leicht bzw. deutlich schlechter). Unternehmen aus den Branchen Banken, Versicherungen, Elektro, Konsum/Handel, Bau, Dienstleister, Telekommunikation und IT sind laut Einschätzung der Mehrheit der Befragten wenig bis gar nicht beeinträchtigt.

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