Amazon Business dürfte dieses Jahr die Hitliste bei den Veröffentlichungen anführen. Die Meinungen zum Wohl oder Weh von Amazon sind ausgesprochen gespalten. Viele Unternehmen des Fachhandels haben nun einen harten Konkurrenten im Nacken. Im ersten Jahr hat Amazon Business ca. 150.000 Geschäftskunden gewonnen. Natürlich wissen wir nun nicht, ob alle Kunden aktiv sind und/oder wieviel lediglich einen Testaccount angelegt haben. Letztlich ist dies bei dieser hohen Frequenz auch egal. Auch wenn es nur 80.000 aktive Nutzer wären, wäre dies schon eine Hausnummer. Auf dem BHB-Kongress (Bau- und Heimwerkerbranche) war deshalb auch Amazon „das“ Thema. Als Hauptreiber im Online-Geschäft wurde Amazon ausgemacht. Der Internetvertrieb steigt signifikant schneller als der des stationären Baumarktes. Im DIY-Geschäft beträgt der Umsatzanteil von Amazon bereits 35 %. Sicherlich sind solche Zahlen immer etwas nebulös: was wird mit was verglichen, was sind Ausgangsgrößen. Man kann es sich schön und zugleich schlecht rechnen. Tatsache ist, Amazon ist der Treiber was den Onlinehandel betrifft. Die Differenzierung in BtB und BtC löst sich zunehmend auf. Bis auf die betriebswirtschaftlichen Prozesse und den gesetzlichen Anforderungen, gibt es keinen Unterschied mehr. Die Produktinformationen unterscheiden sich kaum noch und werden zunehmend identischer.

Das Wachstum im BtC-Bereich scheint dieses Jahr neue Rekorde zu erzielen. Deshalb ist seit Wochen die Verteillogistik in harter Kritik. Von Katastrophe wird gesprochen, vom Versagen der Verteillogistiker. Dirigistische Konzepte machen die Runde. Allerdings erscheint mir, dass dieses Thema ausgesprochen gehypt wird. Warten wir mal ab, ob es nächste und übernächste Woche wirklich zum Showdown kommt. Sicherlich haben die Verteillogistiker mit diesem hohen Wachstum nicht gerechnet. Dass sie nun an der Kapazitätsgrenze agieren, sollte nicht verwundern. Wir können davon ausgehen, dass die Verteillogistik in sehr kurzer Zeit gänzlich neu erfunden wird. Man kann nun über Amazon sagen was man will – sie sind die Macher der Stunde. Hoffentlich verschlafen unsere Verteillogistiker diese Herausforderung nicht und Amazon löst auch dieses Problem.

Insgesamt sollte uns dieses nahezu brutale Wachstum aufrütteln. Wir erleben derzeit, dass dieses fast ausschließlich von den großen Plattformen erzielt wird. Dies bedeutet, dass wir schon im nächsten Jahr ein Sterben von kleineren Online-Anbietern erleben werden, und im Nachgang dann auch ein Niedergang von den entsprechenden Software-Anbietern. Dann ist das Aus von ERP-, PIM Anbietern nicht mehr weit. Nur die, dies sich nach oben skalieren können, werden eine Chance – aber keine Gewissheit – haben. Viel Zuwenig wird erkannt, dass das abgesetzte Volumen nahezu konstant bleiben wird, es verteilt sich eben auf die wirklich großen Intermediäre. Ein harter Strukturwandel ist sicher.

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