„Die Versorgung mit heimischen Rohstoffen wird zunehmend schwieriger. Bereits heute reichen die bestehenden Abbauflächen und das Fördervolumen von 5,5 Millionen Tonnen Steine und Erden im Saarland nicht mehr aus, um die hiesige Nachfrage in Höhe von acht Millionen Tonnen jährlich zu decken. Dies stellt die saarländische Baustoffindustrie vor enorme Herausforderungen. Insbesondere die zunehmende Flächenkonkurrenz, vermehrte Interessenkonflikte, Überplanungen sowie langwierige und komplexe Genehmigungsverfahren belasten die Branche. Daher kommt es jetzt darauf an, dass der seit langem angekündigte Landesentwicklungsplan zügig vorgelegt und verabschiedet wird. Nur so erhalten die Unternehmen und ihre Beschäftigten die dringend notwendige Planungssicherheit.“ So fasste IHK-Geschäftsführer Dr. Carsten Meier die zentralen Ergebnisse des IHK-Branchenberichts zur saarländischen Baustoffindustrie zusammen, den die Kammer heute (11. März) vorgelegt hat.

Die IHK weist in ihrem Branchenbericht auf die zentrale ökonomische Bedeutung der Baustoffindustrie hin. Zwar handelt es sich bei der Baustoffindustrie gemessen an der Zahl der Betriebe und Beschäftigten um eine relativ kleine Branche. Sie hat im Saarland nur gut 1.000 direkt Beschäftigte (Bund: 145.000), die in rund 40 überwiegend familiengeführten mittelständischen Betrieben (Bund: 4.000) tätig sind. Entscheidend für ihre Relevanz ist aus Sicht der IHK aber die Tatsache, dass Primärrohstoffe am Anfang zahlreicher Wertschöpfungsketten stehen. So gibt es kaum einen Bereich, der ohne den Einsatz von mineralischen Rohstoffen auskommt. „Auch wenn rund 80 Prozent der Produkte in der Bauindustrie Verwendung finden, kommen diese Rohstoffe auf vielfache Weise zum Einsatz. Sie bilden beispielsweise die Grundlage für Zahncreme, Kunststoffe und Kosmetik. Im Saarland bedeutender aber ist, dass Schlüsselbranchen wie die Stahlindustrie, aber auch die Keramikindustrie oder die Gießereien ohne Sand, Kies und Kalkstein nicht auskommen“, so Co-Autor Christian Wegner, der bei der IHK den Bereich Umwelt verantwortet.

Zahlreiche Herausforderungen belasten die Baustoffindustrie

Neben dem Nachfrageüberhang nach heimischen Rohstoffen bereitet der Branche gerade im relativ dicht besiedelten Saarland die zunehmende Flächenkonkurrenz Sorge. Hinzu kommen strenge fachgesetzliche Auflagen (Naturschutz, Waldrecht, Wasserrecht, Immissionsschutz, Bodenschutz), die schwer zu überblicken und daher nur mit Hilfe von externen Beratern zu erfüllt sind. Darüber hinaus kämpft die Branche mit äußerst langwierigen und komplexen Genehmigungsverfahren für die dringend notwendige Erschließung von neuen Abbaugebieten. Dies wiegt umso schwerer, weil die Hälfte der bisher erteilten Genehmigungen innerhalb der nächsten zehn Jahre ausläuft. Und schließlich mangelt es den Unternehmen an hinreichender Planungssicherheit. Dem soll durch den neuen Landesentwicklungsplan abgeholfen werden.

Branche trägt aktiv zum Natur- und Artenschutz bei

Mit Blick auf die schwindende Akzeptanz für die Belange der Baustoffindustrie in der Bevölkerung weist die IHK darauf hin, dass dem Abbau von Rohstoffen eine umfangreiche Interessenabwägung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung vorausgeht. Die heimische Rohstoffindustrie misst dem Natur- und Artenschutz ein hohes Gewicht bei. „Viele der heutigen Naturschutzgebiete waren früher Steinbrüche oder Kiesgruben. Insofern geht mit dem Rohstoffabbau immer nur eine zeitweise Nutzung der Fläche einher. Wo der Sand- oder Kiesabbau beendet ist, wird renaturiert. Aber auch schon während der Abbauphase siedeln sich in Sand-, Kies- und Steinbrüchen verschiedene seltene Arten an, da sie dort besondere Lebensbedingungen vorfinden. Somit trägt die saarländische Baustoffindustrie bereits während der Abbauphase aktiv zum Natur- und Artenschutz bei“, so Wegner.

IHK-Appell: Konzept zur bedarfsgerechten Sicherung von Vorkommen vorlegen

Aus Sicht der IHK muss die Politik im Rahmen der Raumordnung ein langfristiges Konzept vorlegen. Dieses muss die bedarfsgerechte Sicherung von Vorkommen zur Versorgung der saarländischen Industrie und Bevölkerung mit heimischen Rohstoffen festschreiben. „Ziel muss es dabei sein, langfristig Flächen für den Abbau zu sichern. Dazu müssen bereits heute Standorte planerisch definiert und dauerhaft von Nutzungen freigehalten werden, die einer Rohstoffgewinnung entgegenstehen. Im Wettbewerb um Flächen brauchen wir insgesamt eine weitsichtige strategische Landesplanung. Diese muss sowohl dem Natur- und Artenschutz, der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung, aber vor allem auch der wirtschaftlichen Entwicklung und der Rohstoffsicherung gerecht werden“, so Meier. Erforderlich seien darüber hinaus übersichtliche und effiziente Genehmigungsverfahren, um die Komplexität und Dauer der Verfahren zu verringern. Gerade die mittelständisch geprägten Familienunternehmen brauchen Planungssicherheit für ihre langfristigen  Investitionsentscheidungen.

Wie die heimische Rohstoffgewinnung langfristig sichergestellt werden kann, ist Thema beim ersten Branchentag Baustoffindustrie, der am 3. April, um 17.00 Uhr, in der IHK stattfindet.

Der IHK-Branchenbericht „Die saarländische Baustoffindustrie: Eine wichtige Branche am Beginn zahlreicher Wertschöpfungsketten“ steht als Download auf der Homepage der IHK bereit (Kennziffer: 1174).

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