Warum entscheidet sich eine Gemeinde für ein eigenes Nahwärmenetz? Welchen Nutzen hat das für die Einwohnerinnen und Einwohner? Und wie wird aus dem Plan ein funktionierender Wärmebetrieb? Fragen wie diese wurden am 17. Juni in Haselund bei der „Energietour Schleswig-Holstein“ beantwortet. Eingeladen hatte der Erneuerbare-Energien-Verband watt_2.0 in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, unterstützt vom Klimabündnis des Kreises Nordfriesland und GP JOULE. Zahlreiche Interessierte waren gekommen, um das Projekt näher kennenzulernen. 

Seit 2020 nimmt Haselund die Wärmeversorgung in eigene Hände. An der Heizzentrale im Ort gewährten die Macher des Energieprojektes einen Blick hinter die Kulissen. Jan Thormählen, Haselunds Bürgermeister, und Thomas Flemig, Geschäftsführer der Renergiewerke Haselund, hatten beim Start vor zwei Jahren vor allem ein Ziel vor Augen: Mit lokaler Wärmeerzeugung die Wertschöpfung in der Heimat halten. Und dabei der Gemeinde eine langfristig bezahlbare und unabhängige Nahwärme sichern. 

Bürgermeister Jan Thormählen: „Mit dem Nahwärmenetz haben wir für unsere BürgerInnen eine gute Möglichkeit geschaffen, ihren Wärmebezug umzustellen. Unsere Nahwärme ist nachhaltig und bietet große Kostenvorteile. Es ist meist sinnvoller, so ein Projekt als Gemeinde anzugehen, als dass jeder Haushalt einzeln in eine neue Technik investieren muss.“

Auch die Gemeinde selbst hatte ein Interesse am Wechsel. „Wir haben einen hohen Energiebedarf, da es noch einige alte Bestandsgebäude gibt. Gerade zur heutigen Zeit mit den explodierenden Energiepreisen ist Nahwärme vor Ort eine echte Alternative und dann auch noch klimafreundlich“, ergänzt Thomas Flemig.

Von der Idee zum fertigen Netz

Bei der Umsetzung hatte sich die Gemeinde für die Zusammenarbeit mit GP JOULE entschieden, einem Energiewendeunternehmen mit Sitz in Nordfriesland. „GP JOULE bringt das nötige Know-How mit. Wir haben uns als Gemeinde hier sicher gefühlt und sind froh, diesen Weg seit einigen Jahren zusammen mit GP JOULE zu gehen“, so der Bürgermeister.

Der erste Projektschritt sei die Überzeugungsarbeit im Gemeinderat gewesen, sagt Thomas Flämig. „Das war einfach, der Gemeinderat hat sich schnell dafür ausgesprochen. Dann haben wir eine Akquiserunde im Ort gemacht und so gesehen, dass viele Bürgerinnen und Bürger Interesse an dem Umstieg auf erneuerbare Wärme haben.“

Das Netz geplant und gebaut hat dann GP JOULE. Die Renergiewerke sind nun der Ansprechpartner für alle Fragen der Anschlussnehmer. „Wir geben eine Ausfallsicherheit und übernehmen den technischen Service. Man bekommt also alles aus einer Hand“, sagt Flemig. 

Ein Konzept, das gut ankommt

Haselunderin Anika Hansen gehört zu denen, die bereits Nahwärme beziehen. „Ich finde es besonders schön, dass die Versorgung so unkompliziert ist. Die Wärme kommt ins Haus und wir müssen uns um nichts mehr kümmern. Derzeitige Öl- und Gaspreise sind extrem hoch und wir sind froh darüber, eine umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen zu haben.“

Auch Einwohner Sven Johannsen ist zufrieden: „Ich habe mich für einen Nahwärmeanschluss entschieden, weil es mit Abstand die günstigste Variante war. Außerdem wollten wir weg von den fossilen Rohstoffen. Wir haben lieber heißes Wasser im Haus als Öl und Gas. Und mehr Platz im Keller haben wir nun auch.“

Thomas Flämig empfiehlt auch anderen Gemeinden, sich zu einem Systemwechsel beraten zu lassen: „Umzustellen lohnt sich.“

Über die Renergiewerke Haselund

Die Renergiewerke wurden 2020 von der Gemeinde Haselund, dem Bürgerwindpark Obere Arlau und GP JOULE gegründet. Zwei bestehende Blockheizkraftwerke einer Biogasanlage im Nordwesten der Gemeinde liefern den Großteil der Wärme. Zur Grundlastergänzung ist eine weitere Biogasanlage im Ortsteil Kollund angeschlossen. Als Spitzenlast und Redundanz fungiert ein Gaskessel. Langfristig möchte der Bürgerwindpark Obere Arlau das Wärmenetz mittels Power-to-Heat-Technik unterstützen. Inzwischen sind 100 Haushalte der 900-Einwohner-Gemeinde angeschlossen. Darunter sind neben Privathaushalten auch große Abnehmer wie eine Senioren-Wohnanlage, eine Pflegeeinrichtung, mehrere Unternehmen auf dem Gemeindegebiet sowie die örtliche Grundschule. 

Über GP JOULE

2009 mit der Überzeugung gegründet, dass 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung machbar ist, ist GP JOULE heute ein System-Anbieter für integrierte Energielösungen aus Sonne, Wind und Biomasse sowie ein Partner auf Versorgungsebene für Strom, Wärme, Wasserstoff sowie Elektromobilität. GP JOULE ist damit ein Pionierunternehmen der Sektorenkopplung. Für die mittelständische Unternehmensgruppe arbeiten rund 500 Menschen in Deutschland, Europa und Nordamerika. GP JOULE ist Träger des Umweltpreises der Wirtschaft Schleswig-Holstein 2019 und des German Renewables Award 2020.

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