Die Zukunft gehört der grünen Energie, um die Klimaneutralität Mitte des laufenden Jahrhunderts zu erreichen. Trotz der Unterstützung der Politik kam es in den vergangenen Monaten zu teils horrenden Verlusten bei Wasserstoff-, Wind- oder Solaraktien. Auch die dafür benötigten Rohstoffe knickten aufgrund der drohenden globalen Rezession ein und befinden sich, wie beispielsweise Lithium, auf einem Zweijahrestief. Langfristig dürfte die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen erneut stark steigen, was eine neue Aufwärtsbewegung einläuten dürfte.

SIEMENS ENERGY – GEMEINSAM IN DIE ZUKUNFT

Viel Wirbel gab es in den letzten Wochen in Bezug auf Siemens Energy. Nachdem an die Öffentlichkeit kam, dass die Münchner mit der deutschen Bundesregierung über mögliche staatliche Bürgschaften in Höhe von 15 Mrd. EUR verhandeln, brach der Börsenkurs nach dem eh schon desaströsen Jahresverlauf um weitere 40 % auf ein Jahrestief bei 6,40 EUR ein. Seitdem läuft eine Gegenbewegung, die die Aktie bis nahe an die 10 EUR-Marke bei 9,53 EUR führte.

Der Grund für den zumindest kurzfristigen Turnaround ist eine Aussage des Deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz. Dieser stellte bei der Einweihung der Gigafactory von Siemens Energy und dem französischen Gasunternehmen Air Liquide eine gute Lösung für die aktuellen Gespräche über staatliche Garantien in Aussicht. In der Gigafactory sollen Elektrolysemodule im industriellen Maßstab produziert werden. "Die Produktionskapazität im ersten Jahr betrage ein Gigawatt", sagte Vorständin Anne-Laure Parrical de Chammard am Mittwoch in der Hauptstadt. Im kommenden Jahr sollen es zwei Gigawatt sein, ab 2025 soll sich die Kapazität auf drei Gigawatt erhöhen.

„Das heißt, dass wir bis 2030 rund 20 Gigawatt an Elektrolyseur-Kapazität produzieren würden", sagte die Managerin. "Das ist doppelt so viel wie das Ziel für Deutschland vorsieht und halb so viel wie das der Europäischen Union.“ Trotz der Zukunftsvisionen ist ein Investment in Siemens Energy aktuell mit erheblichem Risiko behaftet. Anleger sollten die weiteren Entwicklungen erst einmal beobachten.

EDISON LITHIUM – DEM TREND VORAUS

Nachhaltige Energielösungen sowie die Elektrifizierung des Verkehrs gelten als die Werkzeuge, um die Klimaneutralität langfristig zu stemmen. Dabei wird das Rennen um die effizientesten und nachhaltigsten Batterietechnologien immer intensiver. Lange sah es so aus, als wäre die Lithium-Ionen-Batterie der Goldstandard. Seit geraumer Zeit treten jedoch Natrium-Ionen-Batterien immer mehr in den Vordergrund und werden bereits von BYD, dem global größten Hersteller von Elektroautomobilen, in drei Modellen eingesetzt. Daneben produziert CATL, der Platzhirsch der Hersteller von Elektrofahrzeugbatterien in China, bereits eine Natrium-Ionen-Batterie.

Die Vorteile gegenüber den klassischen Lithium-Ionen-Batterien liegen dabei klar auf der Hand. So ist Natrium das sechsthäufigste Element auf der Erde und global verfügbar. Zudem ist der Mineralstoff einfacher sowie umweltfreundlicher zu gewinnen. Natrium ist weniger flüchtig als Lithium, was eine sicherere Herstellungs- und Recyclingphase gewährleistet. Somit dürfte die Nachfrage nach Natrium-Ionen-Batterien stetig steigen, nicht nur bei Elektrofahrzeugen, sondern auch im Bereich Energie- und Grid-Storage.

Das Junior-Bergbauexplorationsunternehmen Edison Lithium, das sich auf die Beschaffung, Exploration und Erschließung von Kobalt, Lithium und anderen Energiemetallkonzessionen konzentriert, eilt dem Trend voraus und sicherte sich eine 100%ige Beteiligung an vier erstklassigen Natriumsole-Konzessionsgebieten in Saskatchewan, wodurch sich das Unternehmen in die Lage versetzt, an der nächsten Aufwärtswelle bei den Rohstoffen für die Energiewende teilhaben zu können. Ein technischer Bericht gemäß „National Instrument 43-101 Standards of Disclosure for Mineral Projects“ für die Alkaliveräußerungen wurde in Auftrag gegeben und soll spätestens bis zum Jahresende verfügbar sein.

Neben dem Neuerwerb besitzen die Kanadier Schürfrechte über eine Landfläche von 148.000 ha in der Provinz Catamarca in Argentinien. Die Claims befinden sich hauptsächlich in den beiden geologischen Becken, die als Antofalla Salar und Pipanaco Salar im berühmtem Lithiumdreieck Südamerikas bekannt sind. Dass die Liegenschaft hochgradig ist, zeigt die Tatsache, dass mehrere interessierte Parteien an das Management von Edison Lithium herangetreten sind, um die Erschließung oder den Verkauf bestimmter Lithiumsole-Schürfrechte zu erfragen.

Zudem besitzt das Explorationsunternehmen, das kürzlich eine Privatplatzierung bei 0,12 CAD bei einem eingesammelten Volumen in Höhe von 480.000 CAD durchführte, Schürfrechte am Konzessionsgebiet Kittson mit Kobaltvorkommen auf insgesamt 4.440 ha im Nordosten von Ontario. Hier ist ein Spin-out in Planung, was den Altaktionären ein deutliches Upside bescheren könnte. Die Marktkapitalisierung von Edison Lithium liegt gerade einmal bei 3,00 Mio. CAD. Im Hinblick auf die langfristig steigende Nachfrage nach Batterierohstoffen besteht hier gehöriges Potenzial.

ROCK TECH LITHIUM – BESCHLEUNIGUNG DES KANADA-GESCHÄFTS

Die sinkenden Lithiumpreise, der Kurs für Lithiumcarbonat verlor seit den Höchstständen bei 605.000 CNY pro Tonne rund 75 % und notiert aktuell auf einem Zweijahrestief bei 157.500 CNY je Tonne, wirkte sich auch auf den Aktienkurs des deutsch-kanadischen Cleantech-Unternehmens Rock Tech Lithium aus. Allein seit dem Jahreshöchststand Mitte Februar korrigierte das Papier um mehr als 65 % auf sein Jahrestief bei 0,75 EUR.

Aktuell läuft eine Kapitalerhöhung in Höhe von 10 Mio. CAD. Dabei soll rund die Hälfte der eingesammelten Mittel verwendet werden, um die laufenden Bohrungen auf dem Lithiumprojekt Georgia Lake in Ontario voranzutreiben. Das Projekt beherbergt eine angezeigte Mineralressource von 10,6 Mio.t mit einem Gehalt von 0,88 % Lithiumoxid, eine abgeleitete Mineralressource von 4,2 Mio.t mit einem Gehalt von 1 % Lithiumoxid und eine geschätzte interne Rendite von 36 % nach Steuern. Der Rest der Mittel wird für allgemeine Unternehmenszwecke und die Entwicklung des kanadischen Konverter-Projekts von Rock Tech verwendet, das im Jahr 2027 die erste Lithiumproduktion anstrebt.

Derweil arbeiten Rock Tech und BMI-Red Rock zusammen an den nächsten Schritten für einen neuen Lithium-Konverter in Ontario. So führen die Partner eine Standortanalyse durch, um das ehemalige Gelände der Norampac Paper Mill in Red Rock in eine Schlüsselkomponente der Batterielieferkette in Ontario zu entwickeln. Der Vorteil am zu prüfenden Standort liegt darin, dass Georgia Lake nur rund 1 Stunde von Red Rock entfernt liegt. So könnte auf dem Gelände eine Umschlaganlage für Rohstoffe und auch der für Kanada geplante Lithium-Konverter entstehen.

Die seit Monaten andauernde Korrektur bei Rohstoffen für die Elektromobilität bietet Anlegern auf deutlich vermindertem Niveau die Chance, an der nächsten Aufwärtswelle teilhaben zu können, denn der Bedarf an diesen kritischen Gütern dürfte durch das Erreichen der Klimaziele in den nächsten Jahren deutlich steigen. Edison Lithium konnte sich vier aussichtsreiche Konzessionen mit Batterierohstoffen sichern. Rock Tech Lithium plant die Beschleunigung seiner Kanada-Aktivitäten. Siemens Energy konnte die Einweihung seiner Gigafactory feiern und erhielt dabei grünes Licht vom Bundeskanzler hinsichtlich einer möglichen Staatsfinanzierung.

Der Autor

STEFAN FEULNER

Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.

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