Weil das Handwerk vor großen Herausforderungen steht, machen sich Politik, Handwerksorganisationen und Gewerkschaften gemeinsam auf den Weg. Beim Zukunftsdialog Handwerk wurden am Freitag in der Stuttgarter Handwerkskammer die entscheidenden Themen in den Blick genommen. „Wir müssen beim Entwickeln von Lösungen raus aus der Berliner Blase und rein in die Praxis“, betonte Dr. Sabine Hepperle vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. „Vor Ort loten wir Ansätze für den Umgang mit der Energiewende, der Fachkräftesicherung und der Selbstverwaltung aus.“ Bei der angeregten Diskussionsrunde trafen Vertreter der Handwerkskammer Region Stuttgart, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, des Landesministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes zusammen.

Klare Worte aus der Praxis brachten Handwerker aus der Region ein. Sanitär-Unternehmer Michael Mundle aus Sindelfingen bestätigte die große Herausforderung der Energiewende an sein Personal. „Unsere Leute werden zu Klimaschützern, das ist ein sehr positiver Wandel des Berufsbildes. Die Sinnhaftigkeit des Tuns wird auch von Jugendlichen erkannt.“  Kammerpräsident Rainer Reichhold ergänzte, dass deshalb in der Region auch die Ausbildungszahlen in den Klimaberufen steigen. Kritische Worte fand er dennoch für die politische Arbeit. „Die Politik sagt uns, wir müssen angepasst an die Innovationen Top-aktuell ausbilden. Dazu brauchen wir aber modern ausgestattete Bildungszentren, für deren Ausbau wir frühestens in 6 Jahren die Förderung bekommen.“ Schnell gehe aus seiner Sicht anders. „Da muss sich deutlich etwas bewegen“, so seine Forderung. Auch der Förderdschungel verunsichere Kunden. „Viele warten jetzt erst mal ab, wie sich die Richtlinien entwickeln“, sagte Michale Mundle. Berlin habe das Problem erkannt, erwiderte die Vertreterin des Bundeswirtschaftsministeriums. „Dort herrsche gerade fieberhaftes Arbeiten an klaren Vorgaben.“ 

Dass die Energiewende viel Beschäftigung generiere, bestätigte auch Kai Burmeister vom Deutschen Gewerkschaftsbund. „Es fehlen aber in den klimarelevanten Branchen trotz allem bundesweit 190.000 Fachkräfte.“ Wie die Lücke gefüllt werden kann, berichtete Jörg Veit vom Elektrospezialisten Breitling aus Holzgerlingen. „Mit einem freiwilligen Handwerksjahr zur Berufsorientierung haben wir im Unternehmen bereits gute Erfahrungen gemacht und wollen es weiterführen.“ Unverständlich sei für ihn, dass das Vorgehen viele Kritiker habe. Ärgerlich sei zudem der Umstand, dass die aufwendig und gut ausgebildeten Fachleute dann mit hohen Stundenlöhnen von der Industrie abgeworben werden. „Das macht mich richtig wütend“, so sein Fazit.

Eine Lanze für die duale Ausbildung brach Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Stuttgart. Zu viele junge Menschen landen seiner Meinung nach an Hochschulen, statt in der Ausbildung. „Für die Zukunftsaufgaben der Handwerksbetriebe brauchen wir eine gut aufgestellte, qualitativ hochwertige duale Berufsbildung im Handwerk. Zudem braucht unsere Gesellschaft ein neues Bewusstsein für die Wertigkeit der Lehre. Sie ist genauso wertvoll wie die akademische Qualifikation. Daraus generieren wir die Gesellen und Meister, die wir so dringend brauchen.“ Seine Forderung: Eine umsetzbare und praxisorientierte Berufsorientierung an den Schulen soll es richten.

Über die wichtige Rolle der Selbstverwaltung des Handwerks als Interessenvertretung von Handwerksbetrieben und ihrer Beschäftigten sowie als Gestalter von Aus-, Fort- und Weiterbildung im Handwerk waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. „Die handwerkliche Selbstverwaltung ist Demokratie pur – das könnte der Staat nie leisten“, so die Diskutanten. Eine wichtige Weiche wird im nächsten Jahr gestellt. In vielen Handwerkskammern finden Wahlen zur Vollversammlung statt. Ein Generationenwechsel ist im Gang. Viele langgediente Ehrenamtliche werden die Vollversammlungen verlassen, junge Menschen müssen gewonnen werden, sich einzubringen. Anette Schwarz von der Scholz Akademie in Weinstadt ist aktuell Mitglied im Stuttgarter Gremium und rät: „Mit einem sinnvollen Onboarding-Prozess kann man die Aufgaben verstehen und sich aktiv in die Meinungsbildung und die Entscheidungen einbringen.“

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