Die Saarwirtschaft steht vor erheblichen Herausforderungen. Das zeigt eine aktuelle Sonderumfrage der IHK Saarland zur Arbeitsproduktivität unter mehr als 150 Unternehmen aus allen Branchen mit insgesamt rund 43.000 Beschäftigten. Dabei wird deutlich: Die im Saarland geleisteten Arbeitsstunden liegen seit Jahren unter dem Bundes- und OECD-Durchschnitt. Gleichzeitig beklagen die Unternehmen steigende Kostenbelastungen, zunehmende Bürokratie und einen anhaltend hohen Krankenstand. Von der Politik erwarten sie deshalb entschlossenes Handeln – vor allem beim Bürokratieabbau, bei Anreizen zur Arbeitsaufnahme, bei der Modernisierung des Arbeitszeitrechts und bei der Digitalisierung der Verwaltung.

„Produktivität ist der Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Wohlstand – gerade in Zeiten der Transformation. Unsere Umfrage zeigt jedoch, dass die Unternehmen im Saarland mit erheblichen Bremsen konfrontiert sind, die den Produktivitätsfortschritt systematisch verhindern. Die Politik muss jetzt durchgreifend gegensteuern, sonst droht unserem Standort ein dauerhafter Wettbewerbsnachteil mit allen negativen Folgen für Wachstum und Wohlstand“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé.

Weniger Arbeitsstunden sind strukturelle Schwäche

Nach Angaben der OECD weist das Saarland seit Jahren die geringste Zahl an durchschnittlichen Arbeitsstunden aller Bundesländer auf. Während im OECD-Schnitt im Jahr 2023 rund 1.742 Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen geleistet wurden, lag der Wert in Deutschland bei 1.347 Stunden – und im Saarland nochmals darunter bei lediglich 1.314 Stunden.

„Ein geringeres Arbeitszeitvolumen wäre für sich genommen noch kein Problem, wenn die Produktivität entsprechend höher wäre“, betont Dr. Thomé. „Genau das ist jedoch nicht der Fall. Deshalb müssen Politik und Sozialpartner die Voraussetzungen dafür schaffen, dass im Saarland wieder mehr Wertschöpfung pro Arbeitsstunde erreicht werden kann. Andernfalls fehlen uns die Mittel für die Finanzierung der großen Investitionen in Dekarbonisierung und Digitalisierung.“

Produktivitätsbremsen im Alltag der Betriebe

Die Umfrage zeigt, welche Faktoren die Produktivität der Unternehmen am stärksten beeinträchtigen: 87Prozent nennen den Bürokratieaufwand, 60 Prozent die hohen Arbeitskosten und 58 Prozent den hohen Krankenstand. Hinzu kommen arbeitszeitrechtliche Beschränkungen (40 Prozent)Fachkräftemangel undPersonalengpässe (43 Prozent) sowie fehlende Planungssicherheit (31 Prozent).

Die Rückmeldungen der Unternehmen sind eindeutig: Bürokratie, Kostensteigerungen und Krankenstand schwächen die Leistungskraft der Betriebe erheblich. Besonders der überdurchschnittlich hohe Krankenstand im Saarland wiegt schwer. Nach aktuellen Zahlen der Techniker Krankenkasse fehlten Erwerbstätige im Jahr 2024 im Saarland durchschnittlich 21,8 Tage krankheitsbedingt – und damit rund 2,7 Tage länger als im Bundesdurchschnitt (19,1 Tage). Für die Unternehmen bedeutet das nicht nur Lohnfortzahlung ohne Arbeitsleistung, sondern auch zusätzliche Sozialabgaben, Produktionsausfälle und steigenden organisatorischen Aufwand – etwa durch Überstunden oder Ersatzbeschäftigung. Nach IHK-Berechnungen beläuft sich die jährliche Mehrbelastung durch diese zusätzlichen Fehltage auf rund 200 Millionen Euro – ein echter Wettbewerbsnachteil, den sich der Standort Saarland dauerhaft nicht leisten kann.

Darüber hinaus zeigt die Analyse der IHK, dass die Betriebe mit weiteren Bremsfaktoren konfrontiert sind: Fachkräftemangel, starre arbeitszeitrechtliche Vorgaben und die wachsende Unsicherheit durch unklare politische Rahmenbedingungen. Unterschiedlich bewertet wird von den Unternehmen die vermehrte Arbeit im Homeoffice: manche sehen Effizienzgewinne, andere beklagen eine sinkende Produktivität – u. a. wegen einer nachlassenden Arbeitsmoral, die in Teilen der Belegschaften zu beobachten ist. Diese Mischung führt dazu, dass viele Unternehmen ihre Potenziale nicht voll ausschöpfen können – mit spürbaren Folgen für Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

Klare Erwartungen an die Politik

Die Forderungen der Wirtschaft sind deshalb unmissverständlich: 92 Prozent der Betriebe verlangen einen umfassenden Bürokratieabbau. Zwei Drittel sprechen sich für stärkere Anreize zur Arbeitsaufnahme aus, mehr als die Hälfte fordert eine konsequente Digitalisierung der Verwaltung. Ergänzend wünschen sich viele Unternehmen steuerliche Verbesserungen für Investitionen und eine Vereinfachung von Verfahren.

„Wenn es um die Steigerung der Produktivität geht, darf es für die Politik keine Tabus geben. Sie muss die im Koalitionsvertrag zugesagte Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes endlich umsetzen und zugleich offen darüber diskutieren, wie das Arbeitszeitvolumen insgesamt erhöht werden kann. Hier sind klare, entschlossene Weichenstellungen erforderlich“, so Thomé.

Unternehmen investieren in Effizienz und Innovation

Die Umfrage verdeutlicht zugleich, dass die Betriebe selbst erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Produktivität und Innovationskraft zu steigern. 89 Prozent setzen auf Prozessoptimierungen, 77 Prozent auf Automatisierung und Digitalisierung und 72 Prozent auf gezielte Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Darüber hinaus investieren viele Unternehmen in betriebliches Gesundheitsmanagement und treiben neue Geschäftsmodelle, Produkte und Verfahren voran.

„Unsere Unternehmen beweisen tagtäglich, dass sie Verantwortung übernehmen und alles daransetzen, ihre Leistungskraft und Innovationsfähigkeit zu erhöhen“, unterstreicht Thomé. „Doch diese Anstrengungen stoßen an Grenzen, solange von politischer Seite zusätzliche Lasten aufgebürdet, statt Hindernisse beseitigt werden. Die Wirtschaft braucht jetzt Rückenwind, damit Investitionen, Innovationen und der Einsatz moderner Technologien ihre volle Wirkung entfalten können.“

Produktivität als Zukunftsaufgabe

Für die IHK Saarland ist klar: Die Steigerung der Produktivität entscheidet über die Zukunftsfähigkeit des Standorts. Dazu braucht es eine klare wirtschaftspolitische Agenda, die Bürokratieabbau, bessere Arbeitsanreize, eine Modernisierung des Arbeitszeitrechts, effizientere Verwaltungen und verlässliche Investitionsbedingungen in den Mittelpunkt rückt. Nur so kann die Wirtschaft die gewaltigen Transformationsaufgaben bewältigen und den Standort auf Zukunftskurs halten.

„Deutschland braucht ein Potenzialwachstum von rund zwei Prozent, um Wohlstand, Beschäftigung und Investitionsfähigkeit dauerhaft zu sichern. Dieses Ziel lässt sich aber nur erreichen, wenn die Produktivität deutlich steigt“, betont Thomé. „Es muss nun Aufgabe der Politik sein, die notwendigen Schritte entschlossen anzugehen und die Produktivität endlich ins Zentrum wirtschaftspolitischen Handelns zu rücken.“

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