Kurz nach sieben Uhr in der Früh: Uwe Koller genießt von seinem Arbeitsplatz den ersten Blick über Köln. In der Kabine des 130 Meter hohen Turmdrehkrans auf der TÜV Rheinland-Baustelle liegt ihm die Stadt buchstäblich zu Füßen. „Es gibt nichts Vergleichbares: dieser Ausblick und die Ruhe hier oben“, schwärmt der Kranführer. Um an seinen Arbeitsplatz zu gelangen, benötigt er über die Treppe knapp eine Viertelstunde. „Beim ersten Mal dauerte der Aufstieg schon länger, so etwa 25 Minuten. Aber mit der Zeit bekommt man Routine. Meine persönliche Bestzeit waren acht Minuten, natürlich ohne den Rucksack mit den Sachen, die ich tagsüber oben auf dem Kran brauche“, so Koller.

Außenaufzug für mehr Sicherheit
Doch nicht jeder ist so fit, um den Aufstieg in Bestzeit zu meistern. Bei der Erstellung des Sicherheitskonzeptes haben die Experten von TÜV Rheinland für einen durchschnittlich trainierten Menschen rund 40 Minuten für den Aufstieg veranschlagt. „Im Notfall hätte das bedeutet, dass auch die Rettungskräfte diese Zeit für den Aufstieg benötigen. Das ist zu lang, wenn es auf jede Minute ankommt. Daher wurde ein Außenaufzug am Kran montiert. Er bedeutet mehr Komfort für den Kranführer, aber auch mehr Sicherheit, wenn es oben zu einem Notfall kommt“, erläutert die Architektin Marion Rüßmann, die als Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatorin bei TÜV Rheinland die Baustelle am TÜV Hochhaus betreut. Bei der Erstellung des Sicherheitskonzeptes flossen neben den gesetzlichen Vorschriften auch Erfahrungen verschiedener Experten aus den Berufsgenossenschaften und der Bezirksregierung ein. Werner Lüth, Experte für Arbeitssicherheit bei TÜV Rheinland: „Für jeden Arbeitsplatz muss eine individuelle Gefährdungsbeurteilung erstellt werden. Bei so speziellen Anforderungen wie auf dem Kran ziehen wir dazu die Mitarbeiter ebenso hinzu wie Spezialisten aus den jeweiligen Branchen. Für ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept ist es wichtig, einen breiten Fundus an Wissen zu nutzen. Daher arbeiten bei TÜV Rheinland auch Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin eng vernetzt zusammen.“

Ohne Schwindelfreiheit und gutes Augenmaß geht es nicht
Der Stahlriese auf der Kölner Baustelle ist der höchste freistehende Kran Deutschlands. Wird die Länge des Auslegers komplett genutzt, hat der Kran eine Reichweite von 60 Metern und kann Lasten bis zu einem Gesamtgewicht von 3,1 Tonnen heben. „Da der Kran nicht am Gebäude verankert ist, neigt er sich beim Anheben schwerer Lasten. Beim ersten Mal habe ich gedacht, der Kran kippt gleich um. Das war schon ein extremes Gefühl“, berichtet Uwe Koller und schmunzelt. Nach gut einem Jahr hat er sich an die Besonderheiten seines Krans gewöhnt, der bei Wind schon mal gehörig schaukelt. Wird der Wind zu stark, stellt der Kranführer die Arbeiten ein. Das Sicherheitskonzept der Baustelle schreibt dies ab einer Windstärke von elf Metern pro Sekunde beziehungsweise 39,6 Kilometern pro Stunde vor. Solche Windstärken können auch schon mal innerhalb weniger Minuten aufkommen, wie Koller im vergangenen Herbst erlebt hat. Dann heißt es für ihn: Nerven bewahren, angehobene Lasten möglichst rasch und präzise wieder absetzen und abwarten, bis der Wind abflaut. Seinen Arbeitsplatz in luftiger Höhe verlässt er normalerweise erst abends wieder.

Langweilig wird es auf dem Kran nie, denn jede Arbeit ist eine Herausforderung: Wind, Sonne und Außentemperatur wirken auf den Kran sowie die Lasten ein und können die Bedingungen innerhalb kurzer Zeit verändern. Ein Windmesser und eine Kamera helfen Koller dabei, seine Lasten aufzunehmen und an der richtigen Stelle abzusetzen. „Die Kamera wurde installiert, um die Sicherheit zu optimieren. Für das Feintuning benötigt der Kranführer aber zusätzliche Unterstützung von zwei Einweisern, denn die Gerüstteile, Fassadenplatten und Fensterscheiben müssen auf wenige Zentimeter genau da ankommen, wo sie benötigt werden. Das sehen die Kollegen am Boden besser und können dann per Funk präzise Anweisungen geben. Wenn Lasten über die Straße gehoben werden, benötigen wir zudem Sicherheitsleute, die die Straße vorübergehend sperren“, erläutert Rüßmann.

Arbeitsmedizinische Untersuchungen für Arbeiten in großer Höhe
Eine Prüfung der Eignung für Arbeiten mit Absturzgefahr ist in Deutschland auch für Kranführer nicht gesetzlich vorgeschrieben. Diese Untersuchung erfolgt bei vielen Unternehmen auf der Grundlage von Betriebsvereinbarungen oder tariflichen Regelungen „Im Mittelpunkt dieser Eignungsuntersuchung stehen alle Aspekte, die bei dieser Tätigkeit wichtig sind: Die Gesundheit von Herz und Kreislauf sowie der Gleichgewichtssinn. Darüber hinaus wird der allgemeine Gesundheitszustand erfasst und zum Beispiel auch Hör- und Sehvermögen untersucht“, erläutert Dr. Wiete Schramm, Arbeitsmedizinerin bei TÜV Rheinland.

Sind Herz-Kreislauf-System und Gleichgewichtssinn gesund, trägt der Job auf dem Kran dazu bei, fit zu bleiben: „Radfahren und der tägliche Aufstieg auf den Kran reichen zur Zeit als Fitnessprogramm“, so Kranführer Koller. „Und die Faszination bleibt.“ Sein Wunsch für die Zukunft: Einen noch höheren Kran auszuprobieren als den Stahlriesen von Köln.

Weitere Informationen unter www.tuv.com/arbeitssicherheit bei TÜV Rheinland.

Über TÜV Rheinland

TÜV Rheinland ist ein weltweit führender unabhängiger Prüfdienstleister mit über 140 Jahren Tradition. Im Konzern arbeiten 19.600 Menschen rund um den Globus. Sie erwirtschaften einen Jahresumsatz von knapp 1,9 Milliarden Euro. Die unabhängigen Fachleute stehen für Qualität und Sicherheit von Mensch, Technik und Umwelt in fast allen Lebensbereichen. TÜV Rheinland prüft technische Anlagen, Produkte und Dienstleistungen, begleitet Projekte und Prozesse für Unternehmen. Die Experten trainieren Menschen in zahlreichen Berufen und Branchen. Dazu verfügt TÜV Rheinland über ein globales Netz anerkannter Labore, Prüf- und Ausbildungszentren. Seit 2006 ist TÜV Rheinland Mitglied im Global Compact der Vereinten Nationen für mehr Nachhaltigkeit und gegen Korruption. www.tuv.com im Internet.

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